Müllerpraktikum1900: Die Bauwoche

In der Schule ging der Unterricht langsam in den Leerlauf: Nachmittags saßen die Lehrer in der Schule und berieten über die Zeugnisse, morgens überschlugen sich die Schüler mit Vorschlägen wie „Standspaziergang“, „Eisessen!“ oder „gucken wir ’nen Film?!“ Die „Müllerpraktianten“ rissen noch einmal aus – und verbrachten eine ganze Woche im Museum Moorseer Mühle. Es stand die Bauwoche an.

Pause: Blick über den Deich des Jadebusens. Links im Bild: Anton Günther Reumann

Vier Tage (donnerstags besuchten alle die IdeenEXPO in Hannover) hatten wir Zeit, an unseren Aufgaben zu arbeiten. Zu tun gab es eine ganze Menge: Das Getreidefeld musste vom Unkraut befreit werden (mit der Hand!). Die wertvollen alten Getreidesorten durften dabei nicht beschädigt werden.

Eine zweite Aufgabe bestand darin, dass alle Schüler einen Fisch nähen sollten für den GoldFischMob der Butjadinger Künstlerin Christiane Ahlers. Das sollten wir machen, weil ein ganz anderes Arbeitsfeld damit erkundet werden konnte: der Umgang mit Textilien. „Textilunterricht“ hatten nur wenige in der Schule, und wenn, dann kurz in der sechsten Klasse. 18 Fische stellten wir fertig, bemalten sie gelb-gold-orange-rot und stopften sie mit Treibsel aus. Treibsel sind angespülte Algen und Seegräser, die jedes Jahr vom Deich entfernt werden müssen und wegen des Salzgehaltes (vom Meerwasser) kaum verrotten.

Freitag gab es Pizza! – Nicht ganz historisch korrekt,
aber der Hefeteig wurde mit der Hand geknetet!

Ein Teil der Schüler war jeden Tag für die Verpflegung zuständig. Dazu gehörte das Brötchenbacken und am Freitag die Vorbereitung der Pizzen, die wir uns alle zum Abschlussessen machten.

Fünf Schülerinnen und Schüler hatten die Aufgabe übernommen, ein Insektenhotel zu bauen. Materialien bekamen sie gestellt, die Anleitung mussten sie selbst recherchieren und dann an die Umsetzung gehen. Hilfe gab es natürlich, zum Beispiel vom ehrenamtlichen Müller Anton Günther Reumann.

Mary streicht das Holz für das Insektenhotel.

Die Bauwoche bildete den Abschluss des „Müllerpraktikums 1900“. Zumindest für diesen Jahrgang. Lehrer, Museumsleiter und Betreuer setzen sich hinterher noch zusammen, um zu besprechen, was im nächsten Jahr besser gemacht werden kann und was wiederholt werden soll.

Nach dem Befüllen der Fische wurden die bunten Fische
für den „GoldFischMob“ mit der Hand zugenäht.
Von einer Halde des II. Oldenburgischen Deichbands wurden Treibsel abgeholt, die später in die Fische gestopft wurden als Füllmaterial.

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