Für uns im Bundestag – Astrid Grotelüschen

Astrid Grotelüschen (CDU) ist Mitglied des Deutschen Bundestags aus unserem Wahlkreis 28 (Landkreis Wesermarsch, Oldenburg-Land und Stadt Delmenhorst). Im Interview erzählt sie über die schönen und schwierigen Situationen in der Politik.

ABER HALLO: Wann und warum haben Sie sich dazu entschieden in die Politik einzusteigen?

Astrid Grotelüschen: Der Impuls war der, dass ich von CDU-Mitgliedern des Gemeinderates in Großenkneten angesprochen worden bin, ob ich mir vorstellen kann, für den Gemeinderat zu kandidieren, das war 1999. Als mir diese Frage gestellt wurde, habe ich mich intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich nicht politisch aktiv.

„Diskussionsfreudig, Interessiert, aber in keiner Partei.“

Mir hat es unglaublich viel Spaß gemacht, etwas zu diskutieren und umzusetzen. Vor der Bundestagswahl 2009 wurde mir dann die Frage gestellt, ob ich mir vorstellen kann, für das Bundestagsmandat zu kandidieren. Dann habe ich gedacht, dass das eine spannende Aufgabe ist, und mir das genau so viel Spaß machen wird wie Kommunalpolitik. Ich bin sozusagen einfach ins kalte Wasser gesprungen und habe durch das Direktmandat auch ein tolles Erfolgserlebnis gehabt. Das hat mir den Weg in die Berufspolitik ermöglicht.

ABER HALLO: Was war bisher die schwierigste Situation, seitdem Sie Abgeordnete sind? Im Wahlkreis als auch in Berlin.

Astrid Grotelüschen: Schwierig ist es, wenn es um persönliche Dinge geht oder auch Entscheidungen, die nicht nur mit sachlichen Argumenten geführt werden. Ein Beispiel sind Gesetze zum Thema Organspende und Sterbebegleitung. Das sind schwierige Situationen, da sind Emotion dabei. In den zwei genannten Bereichen habe ich auch schon schwierige Entscheidungen getroffen, weil man abwägen muss und es nicht nur sachliche Argumente gibt.

Ein weiteres Thema ist, wenn man um Hilfe gefragt wird. Da ist mir ein Beispiel nachhaltig in Erinnerung geblieben: Ich sollte einer Flüchtlingsfamilie helfen, ein volljähriges Familienmitglied nachzuholen. Von Herzen wollte ich helfen, aber die Gesetze haben dort ein Hindernis gesetzt. Da ist man in einem Konflikt und kommt nicht weiter.


Ich konnte mit den Frauen der CDU/CSU-Fraktion Israel besuchen. Da war das Thema Holocaust sehr präsent. Der absolute Höhepunkt war ein Besuch in der Gedenkstätte „Yad Vashem“. Das persönliche Gespräch mit einer Überlebenden, die in Deutschland im Konzentrationslager gefangen war, fand ich sehr beeindruckend. Gleichzeitig empfand ich diese Situation sehr schwierig, weil man tatsächlich merkte, wie schwierig dieses Thema für uns Deutsche ist und wie man sich mit der Geschichte auseinandersetzen muss, um für die Zukunft zu lernen und sich seiner Verantwortung zu stellen.

ABER HALLO: Sicherlich gibt es auch viele schöne Momente. Gibt es etwas, an das Sie sich besonders gerne zurückerinnern?

Astrid Grotelüschen: Der Moment, als das Wahlergebnis stand und der Jubel und die Freude ausbrach. Es war schön, die Kanzlerin zu wählen. Das Amt einer Bundestagsabgeordneten ist wahnsinnig viel Ehre und Verantwortung. Nur wenige Menschen können das werden und ich gehöre dazu. Man bekommt nach wie vor eine Wertschätzung geschenkt von den Bürgern, die es klasse finden, was ich für Arbeit mache. Durchaus bekomme ich den einen oder anderen Brief oder die ein oder andere E-Mail oder führe Gespräche über die man gesagt bekommt „klasse, dass es dich gibt.“ Diese bewahre ich alle auf und lese sie zwischendurch, weil das sehr schön ist und es mich daran erinnert, für wen ich Politik mache.

ABER HALLO: Sind Schulen aktuell gut ausgestattet, was die Digitalisierung betrifft?

Astrid Grotelüschen: In unserem Wahlkreis gibt es Schulen, die Sprachförderung und Digitalisierung gut umsetzen, aber das ist nicht bei allen der Fall. In der AG Bildung & Forschung bemühe ich mich darum, das Fördermittel bereitgestellt werden. Doch nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch die Skills der Lehrkräfte tragen zum Erfolg der Lernmethoden bei. Es reicht nun mal nicht, dass Schulen Tablets bekommen, sondern alle müssen auch damit umgehen können. Ich glaube, dass ein verlässliches Konzept sowie eine attraktive Unterrichtsgestaltung der Weg zum Ziel sind.

ABER HALLO: Was liegt Ihnen am meisten am Herzen in der Politik?

Astrid Grotelüschen: Mir war es immer wichtig, die Themen aus dem Wahlkreis nach Berlin zu tragen. Außerdem freue ich mich, dass die Bürger*innen mir ihr Vertrauen schenken, im Gegenzug versuche ich mein Bestes zu geben, Politik verständlich zu machen, zu erklären und zu informieren. Für mich steht der Mensch, im Wahlkreis, im Mittelpunkt.

ABER HALLO: Wie könnte man mehr Jugendliche für politische Themen begeistern?

Astrid Grotelüschen: Ich erlebe, dass viele junge Menschen sehr politisch interessiert sind. Wir haben keinen Mangel an Interesse. Dabei interessieren sich viele für ein Schwerpunktthema, sei es das Klima, die Elektromobilität oder auch Landwirtschaft, das ist auch wichtig. Weiterhin müssen wir versuchen, junge Leute noch für andere Themen zu begeistern. Seit Beginn meiner politischen Arbeit lade ich Jugendliche zum Zukunftstag ein, beteilige mich an Mentor*innen-Programmen und besuche regelmäßig Schulen im Wahlkreis. Um neue Ideen und politisches Engagement zu erhalten, braucht es einen regen Austausch.

ABER HALLO: Wie wird man eigentlich Abgeordnete*r?

Astrid Grotelüschen: Das ist eine ganz spannende Frage, weil es kein Ausbildungsberuf ist und es gibt auch kein Studium. Formal ist es so: Wenn man 18 ist und für den Bundestag kandidieren möchte, weil man dies als Beruf sieht, braucht man in der Regel ein gutes Team und eine starke Partei, die einen begleiten, damit man auf deren Liste steht und der Wähler ein Kreuz bei einem machen kann. Jedoch würde ich jedem abraten, diesen direkten Weg zu gehen. Es ist wichtig, dass man Themenbereich hat, gewisse Erfahrungen, Motivation, Wissen, eine Struktur, die einen auch begleiten kann. Da ist es nicht verkehrt, wenn man bereits Berufserfahrung oder Lebenserfahrung hat oder auch in der Kommunalpolitik tätig war. Es gibt keine Voraussetzungen, man lernt mit dem Arbeiten. Wenn man wirklich Interesse daran hat, sollte man sich auf den Weg machen, sich zu engagieren, denn eine Ausbildung gibt es nicht.

|Interview: Sandra Eilers, Kl. 9b|

|Bild: Privat|

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